Wie Brasilien die Weltmeisterschaft 1958 gewann: Ein schlafender Trainer, taktische Anpassungen und der 17-jährige Pelé

Juni 22, 2025

Die bemerkenswerte Geschichte von Brasilien

Der Artikel beschreibt die bemerkenswerte Geschichte von Brasilien während der Weltmeisterschaft 1958, die das größte Turnier im internationalen Fußball prägt. Es mag ungewöhnlich erscheinen, dass es bis zur sechsten Ausgabe dieser Serie gedauert hat, die erfolgreichste Fußballnation der WM-Geschichte, Brasilien, vorzustellen.

Nach der Enttäuschung der WM 1950, als Brasilien auf heimischem Boden verlor, galt das Team bei der WM 1958 in Schweden als Favorit. Trotz Bedenken hinsichtlich der ungewohnten klimatischen Bedingungen war Brasilien besser vorbereitet als jede andere Mannschaft im Turnier. Sie investierten erheblich in ein großes Trainerteam, während die meisten Nationen mit einem Trainer, einem Assistenten und einem Physiotherapeuten arbeiteten. Ihr Trainerteam um Vicente Feola bestand zudem aus einem Teamleiter, einem Fitnesscoach, einem Arzt, einem Zahnarzt und einem Psychologen, was ihrer Zeit weit voraus war.

Der Trainer Vicente Feola

Vicente Feola, der als Trainer eine kurvenreiche Figur darstellt, wurde häufig als autoritätslos wahrgenommen und beschuldigt, zu viel zu delegieren, was manchmal dazu führte, dass er auf der Bank einschlief. Dennoch war er für einen signifikanten taktischen Wandel verantwortlich, indem er auf ein 4-2-4-System umstellte und den erst 17-jährigen Pelé ins Team integrierte, obwohl viele der Meinung waren, dass er zu jung für die WM sei.

Die Mannschaft und ihr Spielstil

Die brasilianische Mannschaft verfügte über Spieler wie Garrincha, Mario Zagallo und Pelé, die nicht nur spielerisch herausragend waren, sondern auch bedeutende Persönlichkeiten im Fußball des 20. Jahrhunderts darstellten. Brasilien brachte eine frische Formel mit, indem es die Verwendung von vier Verteidigern optimierte und somit eine Offensivausrichtung förderte. John Camkin beschreibt in seinem Buch, dass dieses System den Umgang mit Formationen revolutionierte:

„Formation wurde nicht mehr in Buchstaben oder Formen betrachtet, sondern technisch mit Zahlen.“

Trotz der anfänglichen Besorgnis über eine möglicherweise schwache Mittelfeldpräsenz waren die Brasilianer stark genug, um diese Bedenken zu widerlegen. Feola stellte anfangs Spieler wie Garrincha und den disziplinierteren Joel auf, doch letztendlich setzte er Garrincha für das dritte Spiel gegen die Sowjetunion ein, was den Weg für Pelé ebnete, der mit seinem ersten Einsatz beeindrucken konnte.

Pelé und der Weg zum Finale

Pelés Wendigkeit, Schnelligkeit und Ballgeschick machten ihn schnell zum Star des Turniers. Trotz seiner Verletzung in den ersten Spielen war er ein entscheidender Faktor im Viertelfinale gegen Wales, im Halbfinale gegen Frankreich, in dem er einen Hattrick erzielte, und verzückte das Publikum im Finale gegen Schweden.

Das nervenaufreibende Finale

Das Finale war von Nervosität geprägt, da Brasilien die Erinnerung an die Niederlage von 1950 mit sich trug. Ein entscheidender Moment war Nils Liedholms frühes Tor für Schweden. Doch Brasilien drehte das Spiel bis zur Halbzeit und setzte mit einem überraschend dominierenden Spielstil zum 2:1 nach der Pause auf. Pelé und Zagallo sicherten den 5:2-Sieg, während die brasilianische Mannschaft die schwedische Fahne beim Feiern eher als eine Geste der Dankbarkeit für die Gastfreundschaft huldigte.

Die Bedeutung der WM 1958

Die WM 1958 gilt als der Beginn einer neuen Ära im Fußball, in der Brasilien nicht nur den Titel gewann, sondern auch den Weg für künftige Wettbewerbe und Spielstile ebnete. Die Dominanz Brasiliens und seine Fähigkeit, sich im Laufe des Turniers zu steigern, bleibt ein faszinierendes Kapitel in der Fußballgeschichte. Ein Team, das nicht nur das Turnier gewann, sondern auch den Fußball neu definierte.