Die aktuelle Situation englischer Trainer
Die kommende Saison der Premier League wird voraussichtlich nur mit drei englischen Managern beginnen, was die niedrigste Anzahl an englischen Cheftrainern darstellt, die jemals in einer vollständigen Premier-League-Saison vertreten war. Bisher waren es immer mindestens sechs. Dieses Muster beschränkt sich nicht nur auf die Premier League; auch in der Championship sind weniger als die Hälfte der Trainer englisch. Von den 96 Vereinen in Europas fünf besten Ligen gibt es nur vier englische Trainer: Liam Rosenior bei Strasbourg sowie die Premier-League-Trainer Eddie Howe, Scott Parker und Graham Potter. Im vergangenen Jahr wählte der Fußballverband (FA) den Deutschen Thomas Tuchel als geeignetsten Kandidaten, um England zu trainieren.
Lee Johnsons Aufruf zu Veränderungen
Lee Johnson versucht, diesen Trend umzukehren. Im Laufe dieses Monats wurde er zum festen Cheftrainer des belgischen Klubs Lommel in der zweiten Liga ernannt, nachdem er eine erfolgreiche Übergangsphase hinter sich hatte. Johnson hat seine englischen Trainerkollegen aufgefordert, „mutig“ zu sein und einen Wechsel ins Ausland in Betracht zu ziehen.
„Wir brauchen mehr Erfolgsgeschichten“, sagte Johnson. „Jetzt ist die kritische Zeit für englische Trainer. Jeder träumt davon, in der Premier League zu trainieren, aber es gibt keinen garantierten Weg dorthin.“
Der Weg eines Trainers
Johnson begann seine Trainerkarriere im Jahr 2013 bei Oldham Athletic und war mit 31 Jahren der jüngste Trainer in Englands obersten vier Ligen. Sechs Vereine und über 500 Spiele später ist er immer noch jünger als 16 Cheftrainer der Premier League.
„Ich spüre den Druck, ein englischer Trainer zu sein. Es gibt ein Etikett, das aufgrund des Fehlens bekannter Namen nicht den Respekt hat, den es verdient. Das kann sich ändern, aber nur, wenn wir anfangen zu gewinnen.“
Kultur und Herausforderungen englischer Trainer
Englische Trainer stehen in einer unnachgiebigen Kultur. Im englischen Fußball steigen und fallen Trainerkarrieren oft mit dem Erfolg ihrer Mannschaften. Erfolg eröffnet die Möglichkeit, bei höher eingestuften Klubs zu arbeiten, während ein enttäuschender Aufenthalt häufig zu einem Rückschritt in eine tiefere Liga führt – der Abstieg ist oft unumkehrbar. Diese Trainerkultur unterscheidet sich stark von anderen Ländern. Johnson selbst hat seine Trainerkarriere bei Oldham, Barnsley, Bristol City, Sunderland, Hibernian und Fleetwood Town durchlebt, was im Großen und Ganzen die englische Sicht auf das Coaching widerspiegelt.
Der Wechsel nach Belgien
Im März wurde Johnson bis zum Saisonende zum Cheftrainer des belgischen Zweitligisten Lommel ernannt. Nach 13 sieglosen Spielen drohte dem Verein der Abstieg.
„Der Ansatz musste Einfachheit, Klarheit und Kürze sein“, sagt Johnson.
Sein erstes Spiel war ein 1:0-Sieg gegen den Tabellenführer Zulte Waregem, gefolgt von einem weiteren Sieg gegen den Drittplatzierten Molenbeek.
Internationale Erfahrungen und Innovationen
Johnson war während seiner Zeit ohne Trainerjob nicht untätig. Er besuchte die Royal Military Academy Sandhurst, leitete Seminare zum Thema Grassroots-Coaching und scoutete bei Jugendturnieren in Nigeria.
„Die Reise nach Nigeria war besonders aufschlussreich für mich“, sagt Johnson. „Ich war noch nie in Afrika, aber es hat mir geholfen, die Kultur zu verstehen und auch die Herausforderungen zu erkennen.“
Herausforderungen in Lommel
Johnson zieht Parallelen zwischen seinen Zielen bei Lommel und seiner Zeit bei Bristol City.
„Man muss wissen, wie man mit Spielern spricht, wenn man sie aus einem Kader ausschließt oder sie auswechselt, aber auch Empathie für Spieler und Kollegen haben.“
Schlussfolgerung: Neugier und Veränderung im Fußball
Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung in seiner Trainerkarriere hat sich viel geändert, einschließlich der Generation der Spieler, den verfügbaren Technologien für das Training und den taktischen Veränderungen. Johnson spricht von der Notwendigkeit, in der Trainerwelt „neugierig zu bleiben“ und ermutigt die Nutzung von Virtual-Reality-Headsets und Drohnen für Trainingseinheiten.
„Der Fußball entwickelt sich weiter, und das sollten die Trainer auch.“