Einleitung
Als die Auslosung des Club World Cup im Dezember stattfand und die verworrenen Knochen von Gianni Infantinos seltsamen Monstern zu etwas annähernd Lebendigem zusammengefügt wurden, sprangen einige Spiele sofort ins Auge. Paris Saint-Germain gegen Atletico Madrid versprach Spannung – wie ein Champions-League-Viertelfinale, das den falschen Flug geboardet hatte. Zudem gab es das Aufeinandertreffen von Bayern München und Boca Juniors, einen 22-Mann-Kulturkonflikt, sowie mehrere Underdog-Geschichten, die darauf warteten, erzählt zu werden – oder auch nicht – von Auckland City und Mamelodi Sundowns.
Blick auf die Gruppenphase
Die Möglichkeit für fröhliche menschliche Dioramen, wie wir sie in den letzten Tagen gesehen haben – Fans von Esperance de Tunis, die Times Square erobern, die rollende Boca-Show – waren nahezu gegeben. Man hatte die meisten Zutaten, die für eine spannende Gruppenphase notwendig sind. Die meisten, aber nicht alle. Es fehlte auf den ersten Blick eine entscheidende Zutat. Sommertourniere sind Feierlichkeiten, aber auch ein bisschen Dunkelheit, die mit dem Licht harmoniert, ist erforderlich. Wo war das Spiel, das darauf wartete, ins Chaos abzurutschen? Wo war die brisante Rivalität? River Plate gegen Boca? Das kann frühestens im Halbfinale stattfinden.
Feindschaften und Rivalitäten
Die guten Nachrichten: Es gibt bereits vorhandene Feindschaften, die zu finden sind. Man muss nur im Vorstand nachsehen. Am Donnerstag wird eine Fehde, die den französischen Fußball in den Bann gezogen hat, global werden. Sie betrifft Nasser Al-Khelaifi, den Präsidenten von PSG, und John Textor, den Vorsitzenden der Eagle Football Group. Letzterer ist Präsident von Lyon, PSGs Rivalen in der Ligue 1. Zudem ist er der Hauptbesitzer von Botafogo, den amtierenden südamerikanischen Meistern — und PSGs nächsten Gegner im Rose Bowl.
„Ich mag Modelle wie PSG nicht“, erklärte Textor auf seiner ersten Pressekonferenz. „Wir wollen sie herausfordern.“
Bislang hat Lyon in diesem Bestreben noch keinen bedeutenden Fortschritt erzielt. Textor hingegen hat PSG in der Presse offensiv attackiert. Im Februar 2024 beschwerte er sich bei der BBC über den katarischen Besitz des Clubs und verstärkte seine Kritik in einem ausführlichen Interview mit dem brasilianischen Anbieter Globo. „Ich konkurriere mit einem Land, nicht mit einem Eigentümer“, meinte er.
Öffentliche Auseinandersetzungen
Dies führte zu einer scharfen Reaktion von PSG. In einem Brief, der von General Secretary Victoriano Melero unterzeichnet und fast sicher von Al-Khelaifi genehmigt wurde, bezeichneten sie Textor als „undignified“ (unwürdig) und warfen ihm vor, mit wilden Angriffen die Öffentlichkeit zu bespielen, und drohten mit rechtlichen Schritten.
„Als Neuling in Frankreich schlagen wir bescheiden vor, sich über einige grundlegende Fakten zu informieren und vielleicht etwas Selbstreflexion zu üben“, hieß es darin.
Der Ton dieser Auseinandersetzung spiegelte eine wachsende Spannung zwischen Textor und Al-Khelaifi im Privaten wider. Tage zuvor hatten die beiden Männer an einem Treffen über TV-Rechte für die Ligue 1 teilgenommen. Es war eine angespannte Gelegenheit, da die Clubs nach dem Scheitern des vorherigen TV-Deals nervös waren.
Einladung und Annäherung
Seitdem hat es scheinbar eine Art Annäherung gegeben. Al-Khelaifi lud Textor im Mai zu PSGs Champions-League-Spiel gegen Arsenal im Parc des Princes ein, was bei dem Amerikaner gut ankam. Textor äußerte: „Ich freue mich, wieder mit NAK (Al-Khelaifi) in dieser kritischen Zeit an den Herausforderungen und Chancen des französischen Fußballs zu arbeiten“.
Doch das bedeutet nicht, dass es am Donnerstag eine Gnade geben wird. Nach dem Libertadores-Finale schickte Textor ein Foto des Pokals an seinen Rivalen — eine gezielte Provokation, denn zu diesem Zeitpunkt hatte PSG den Champions-League-Titel, von dem Al-Khelaifi seit seiner Ankunft in Frankreich im Jahr 2011 träumt, noch nicht gewonnen.
Ausblick
Textors Reaktion auf die Auslosung des Club World Cup ließ deutlich durchblicken, dass er und Botafogo Paris nicht allzu viel Achtung erweisen werden. „Jetzt werden wir gegen ein kleines Team aus Paris spielen und auch gegen ein großes historisches Team: Atletico Madrid“, äußerte sich Textor im April. „Ich kann es wirklich kaum erwarten.“