Die NBA Europa steht vor der Tür: Was bedeutet die Spaltung im britischen Basketball für die Zukunft?

NBA plant neue Basketball-Liga in Europa

In weniger als einem Jahr plant die NBA, eine neue professionelle Basketball-Liga in Europa in Partnerschaft mit FIBA zu starten, und das Vereinigte Königreich steht dabei im Mittelpunkt. „Ich würde sagen, es ist die größte Gelegenheit in Europa“, äußerte George Aivazoglou, der NBA-Geschäftsführer für Europa und den Nahen Osten, bei einem Auftritt auf der SportsPro Live im Kia Oval in London.

Fokus auf große europäische Städte

Obwohl die Einzelheiten der neuen Liga noch nicht finalisiert sind, ist der klare Fokus der NBA auf die Gründung von Teams in großen europäischen Städten von Anfang an offensichtlich. Im Vereinigten Königreich werden London und Manchester als mögliche Standorte für eine Liga mit 16 Teams ins Auge gefasst, die auch Mannschaften aus anderen europäischen Städten wie Madrid, Barcelona, Paris, Berlin, München, Rom, Mailand und Istanbul umfassen könnte, so Aivazoglou im Gespräch mit EuroHoops.

Der britische Basketball

Viele dieser Städte haben bereits Teams, die in der EuroLeague spielen, die sich seit ihrer Abspaltung von der FIBA im Jahr 2000 zur zweitbesten Basketball-Liga der Welt entwickelt hat. Dennoch hat noch kein britisches Team daran teilgenommen. In dieser Saison hatte das Vereinigte Königreich nicht einmal einen Vertreter im EuroCup, der als die zweite Liga der EuroLeague gilt. Dies erklärt, warum das Vereinigte Königreich oft als der „schlafende Riese“ des europäischen Basketballs bezeichnet wird.

Während der britische Basketball auf der Elite-Profi-Ebene nahezu irrelevant ist, zeigen Umfragen und Teilnahmezahlen ein anderes Bild: Laut der jüngsten „Active Lives“-Umfrage von Sport England ist Basketball die zweitbeliebteste Mannschaftssportart im Vereinigten Königreich, nach Fußball. Daten der NBA belegen, dass das Vereinigte Königreich der zweitgrößte Merchandise-Markt der NBA in Europa ist, nur hinter Frankreich. Zudem hat es mehr aktuelle Abonnenten für den NBA League Pass, den Premium-Service für Live-Spiele, als jedes europäische Land außer Deutschland.

Herausforderungen und Zukunft

Fast jeder, der sich für Basketball interessiert, sieht im Vereinigten Königreich großes Wachstumspotenzial. Die Gründung von zwei NBA-Teams in London und Manchester im Jahr 2026 könnte eine wirkliche Transformation bewirken. Doch der britische Basketball ist nicht einfach im Dämmerzustand. Er ist in einem selbstzerstörerischen Albtraum gefangen.

„Es war die erste Playoff-Finalveranstaltung der Super League Basketball (SLB), als 13.401 Zuschauer die O2 Arena in London besuchten.“

Die großen Frauen- und Männerfinals waren zwar live kostenlos auf DAZN zu sehen, jedoch war die Medienberichterstattung über die Veranstaltung äußerst mager. Auf dem Spielfeld war das Spielniveau nicht elitär, aber schnell, körperlich und durchaus packend. Die Veranstaltung vermittelte einen familiären, unterhaltsamen Eindruck zu einem angemessenen Preis, wobei die Tickets für den Nachmittag zwischen £48 ($64) für Erwachsene und £34 ($46) für Kinder lagen.

Trotz dieser positiven Bilanz sieht die Realität für die SLB trübe aus, da sie im vergangenen Sommer gegründet wurde, nachdem die British Basketball League aufgrund der Insolvenz des Minderheitsinvestors 777 Partners zusammengebrochen war.

Polemik um die Kontrolle

Inzwischen erhebt sich ein Machtkampf: Die British Basketball Federation (BBF) hatte einer Gruppe amerikanischer Investoren unter der Leitung von Marshall Glickman, ehemaliger Präsident der Portland Trail Blazers, eine 15-jährige Lizenz zur Betreuung der professionellen Männerliga erteilt. Die SLB-Vereine weigerten sich, ein konkurrierendes Angebot abzugeben, stellten jedoch die Rechtmäßigkeit des Ausschreibungsverfahrens der BBF in Frage.

„Die BBF hat nicht die kommerziellen Rechte der Vereine verkauft“, betont Chris Grant, Vorsitzender der BBF.

Der Streit schürt zunehmend Ängste, dass die Lizenzvergabe an GBBL durch die BBF primär finanziell motiviert war. BBF-Statements haben jedoch betont, dass die GBBL nachweisen kann, dass sie über die erforderlichen Mittel verfügt, um den Betrieb zu gewährleisten. GBBL-Chef Glickman konzentriert sich optimistisch auf den langfristigen Erfolg, inklusive einer Zusammenarbeit mit der höchsten Liga in Europa.

Unsichere Zukunft

Angesichts aller Umstände bleibt die Zukunft des britischen Basketballs ungewiss, während sowohl die Männer- als auch die Frauennationalmannschaften für internationale Wettbewerbe qualifiziert sind. Die Zeit drängt, Lösungen zu finden, um sowohl die SLB als auch die BBF zu einem gemeinsamen Auftreten zu bewegen.