Die Fußball-Weltmeisterschaft 1950
Im Jahr 1950 hatte Uruguay zum zweiten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen. Daher war es an der Zeit, dass eine andere Nation den Pott holt. In der WM-Geschichte gibt es zwei herausragende Beispiele, bei denen die Favoriten der neutralen Zuschauer im Finale von Westdeutschland gestoppt wurden. Das bekannteste Beispiel ist die Niederlage der Niederlande im Jahr 1974, aber auch Ungarn, zwei Jahrzehnte zuvor, erlitt einen ähnlichen Schicksalsschlag.
Der ungarische Triumph
Besonders bemerkenswert ist, dass diese legendäre ungarische Mannschaft Westdeutschland in der Gruppenphase mit 8:3 geschlagen hatte — ein Spiel, das selbst nach den Rekordstandards einer WM, die 5,38 Tore pro Spiel verzeichnete, als überragend gilt. Zu diesem Zeitpunkt schien es kaum möglich, dass irgendjemand die ungarischen Olympiasieger aufhalten konnte, geschweige denn die Deutschen.
Der Sieg von Westdeutschland
Der Sieg von Westdeutschland war jedoch ein außergewöhnlicher Triumph, weniger als zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem ersten Turnier, an dem sie seit ihrer Ausschluss von der FIFA vor der WM 1950 teilnahmen. Während im Vorfeld des Turniers offensichtliche nationalistische Demonstrationen vermieden wurden, führte der überraschende Erfolg (die Hälfte der Teams war gesetzt, aber Westdeutschland gehörte nicht dazu) zu einem neu gefundenen nationalen Stolz, während das Land sich nach dem Krieg wieder aufbaute.
Sepp Herberger und seine Taktiken
Sepp Herberger, ein talentierter Trainer, der in beiden Weltkriegen gedient hatte, wird häufig für seine Taktiken und Führungsqualitäten anerkannt. Er motivierte seine Spieler, indem er kritische Presseberichte vorlas und sie dazu anregte, ihre Kritiker eines Besseren zu belehren. Seine Überlegungen reichten von der Auswahl der Spieler für die Zimmergemeinschaften bis hin zu den taktischen Formationen der Mannschaft. Herberger wurde sowohl als strenger Disziplinar als auch als emotional intelligenter Vaterfigur wahrgenommen.
Die Formation von Westdeutschland im Finale entwickelte sich in Richtung der Systeme, die wir in der modernen Ära erkennen würden. Der linke Halbstürmer Karl Mai hatte die Aufgabe, den ungarischen Stürmer Sandor Kocsis zu decken. Kocsis, der im Turnier 11 Tore erzielt hatte, blieb jedoch im Finale relativ unauffällig.
Die Aufgabe, Nandor Hidegkuti zu verfolgen, der 1953 beim legendären 6:3-Sieg Ungarns gegen England in Wembley brilliert hatte, fiel auf den Mittelfeldspieler Horst Eckel und nicht auf einen Verteidiger. Kapitän Fritz Walter und Max Morlock wirkten häufig am Aufbauspiel mit, was ein hohes Maß an Fluidität in der Mannschaft zeigte. Helmut Rahn, als explosiver Flügelstürmer, erzielte am Ende zwei Tore im Finale, als Herberger seine Spieler ermutigte, über die Flügel anzugreifen.
Kontroversen und Nachwirkungen
Das umstrittenste Element von Herbergers Taktik war jedoch seine Aufstellung in der 8:3-Niederlage gegen Ungarn in der Gruppenphase, wo er sieben Änderungen im Vergleich zum Auftaktsieg über die Türkei vornahm. Diese Entscheidung war von vielen als fragwürdig empfunden worden, was zu Protesten unter den deutschen Fans führte.
Nachdem sie im Finale siegreich waren, entstand die Erzählung, dass Herberger eine geschwächte Mannschaft aufstellte, um Ungarn in ein falsches Gefühl der Sicherheit zu locken. Doch war dies wirklich seine Absicht? Während des Zweiten Weltkriegs waren Innenverteidiger die dominierenden Figuren im internationalen Fußball, und mit ihrer Abkehr vom offensiven Spiel wurden Innenstürmer zu den Stars des Fußballs — und diese westdeutsche Mannschaft war da keine Ausnahme.
Fritz Walter, ein talentierter Innenstürmer, wurde trotz öffentlicher Kritik in den Jahren vor dem Triumph als Hauptakteur der Mannschaft positioniert. Sein Beitrag zum Erfolg 1954 war immens: Obwohl er in der Gruppenphase zurückhaltend war, wurde er im Viertelfinale und Halbfinale wieder zum kreativen Kopf des Teams.
Obwohl Walter während seiner Gefangenschaft im Krieg Malaria erlitten hatte, war er im Finale bereit und entschied sich, trotz der Hitze und des Drucks zu spielen. Diese Entschlossenheit, gepaart mit den innovativen Stiefeln von Adi Dassler, der Gründer von Adidas, die an die wechselnden Wetterbedingungen angepasst werden konnten, halfen den Spielern, ihre Leistung zu verbessern.
Das spannende Finale
Nach dem Finale kamen jedoch Gerüchte über gebrauchte Spritzen auf, die in der Kabine von Westdeutschland gefunden wurden. Teamoffizielle versicherten, dass die Spieler lediglich mit Vitamin C injiziert worden seien, eine Erklärung, die von Medizinern als unglaubwürdig abgetan wurde.
Das Finale selbst war ein spannendes Spiel, geprägt von Ungarns erstem Tor durch Puskas, der nach seiner Verletzung in der Gruppenphase zurückkehrte. Ungarn führte schnell mit 2:0, aber die deutsche Mannschaft ließ sich nicht unterkriegen und kam zurück. Vor und nach dem entscheidenden Tor von Rahn in der 84. Minute gab es zahlreiche Chancen auf beiden Seiten.
Letztlich war das Finale die einzige Niederlage in einer Rekordreihe von 49 ungarischen Spielen. Der Verlust musste als eine der größten Ungerechtigkeiten im Fußball angesehen werden, und Ungarn sollte nie wieder über das Viertelfinale hinauskommen, während Westdeutschland seinerseits als ein Symbol des Wiederaufbaus und der Hoffnung in der Nachkriegszeit angesehen werden kann.